Podcast

#23 - Was hat die Trennung deiner Eltern mit deiner Liebesbeziehung heute zu tun?

Ein Vorgeschmack auf meine kostenlose Videoreihe.

In dieser Podcastfolge bekommst du einen kleinen Ausschnitt aus meiner neuen Videoreihe, die ich zum Thema „Was die Trennung deiner Eltern mit deiner Liebesbeziehung heute zu tun hat“ aufgenommen habe.

In der Videoreihe selbst nenne ich dir 5 wesentliche Zusammenhänge, in dieser Podcastfolge erfährst du 2 davon quasi als kleiner Appetizer.

In dieser Folge gehe ich zunächst von der allgemeinen Frage aus, was die Beziehung der Eltern generell mit der Beziehungsfähigkeit des Kindes zu tun hat und fokussiere mich danach auf den Trennungskontext.

In diesem Zusammenhang spreche ich über folgende Themen:

– Über das Beziehungskapital eines Kindes

– über die Entwicklung der eigenen Identität

– über Grenzen und Grenzverwischungen

– über das Wechselspiel aus Nähe und Distanz

– über die Überlebenskünste der Kinderseele

– über symbiotische Eltern-Kind-Beziehungen

– über gefühlten Verrat

– über Verlustangst und deren Auswirkungen auf die Qualität einer Liebesbeziehung

– über Bindungsangst und deren Konsequenzen

Die genannten Aspekte sind aus meiner Videoreihe herausgenommen, in der ich auf drei weitere wichtige Aspekte zu diesem Thema eingehe und dir außerdem einen Weg vorstelle, wie du trotz erschwerter Startbedingungen deine Beziehungsfähigkeit stärken kannst, um einen erfüllte Liebesbeziehung im Heute, Hier und Jetzt zu leben.

Die komplette Videoreihe erhältst du kostenlos über meinen Newsletter. Wir sind kurz vor der Fertigstellung, daher kannst du dich sehr gern jetzt schon für den Newsletter eintragen, um sie dann so bald wie möglich ansehen zu können.

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VIEL FREUDE

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Was hat die Trennung deiner Eltern mit deiner Liebesbeziehung heute zu tun?

Starten wir zunächst noch allgemeiner mit der Frage:

Was hat die Beziehung deiner Eltern generell mit deiner Liebesbeziehung heute zu tun?

Die Familie ist (in der Regel) der Ort, wo ein Kind lernt, wie das Leben funktioniert  und wie Beziehungen funktionieren – oder auch wie Beziehungen nicht funktionieren.

Die ersten Lebensjahre verbringt ein Kind meistens überwiegend in seiner Herkunftsfamilie und erlebt vor allem seine Eltern als prägende Vorbilder.

Die Beziehung der Eltern hat daher einen erheblichen Einfluss auf das Beziehungskapital, das ein Kind mit ins Leben nimmt. Die Eltern sind automatisch bewusst, vor allem aber in den ersten Lebensjahren auch unbewusst, Beziehungsvorbilder für ihre Kinder.

Was ist nun, wenn sich die Eltern trennen (äußerlich – oder auch innerlich?)

Wie wirkt sich das auf die spätere Beziehungsfähigkeit des Kindes aus?

Ein wichtiger Hinweis vorab:

Du wirst von mir keine pauschalen Aussagen oder Urteile zum Thema Trennung hören!

Ich behaupte weder, dass Trennungen immer schädlich sind, noch dass alle Trennungskinder beziehungsgestört sind.

Wie ein Kind die Trennung verarbeitet, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

So kann die Trennung der Eltern durchaus als Erleichterung empfunden werden, wenn die Beziehung der Eltern davor als spannungsgeladen und disharmonisch empfunden wurde, ebenso kann sie als starke Belastung erlebt werden.

Remo Largo, der bekannte Schweizer Autor, Kinderarzt und Entwicklungspsychologe, der sich intensiv mit dem Thema Scheidungskinder auseinandergesetzt hat, sagte dazu in einem Interview: „Kinder leiden nicht unter der Scheidung ihrer Eltern, sondern unter schlechten Beziehungen.“

Kinder bekommen bewusst und vor allem auch unbewusst mit, wie ihre Eltern zueinander stehen (vor, während und nach der Trennung). 

Trotz bester Absichten ist es für viele Paare schwierig, sich bei einer Trennung in Frieden und gegenseitiger Wertschätzung loszulassen, der Verarbeitungsprozess ist teilweise noch nicht abgeschlossen und oft hängen noch lange negative Emotionen, nichtgeheilte Verletzungen, Vorwürfe , Anklagen, Misstrauen und manchmal auch offen ausgesprochener Hass in der Luft.  

Vor diesem Hintergrund stelle ich mir also folgende Frage:

Welche Schlussfolgerungen zieht ein Kind, dessen Eltern sich getrennt haben, aus dem Erleben und Vorbild seiner Eltern (vor, während und nach der Trennung)  für sein eigenes Beziehungsverhalten?

Meine Überzeugung ist folgende:

Ohne positive und ermutigende Beziehungsvorbilder ist es in der Regel schwieriger eine gesunde Beziehungsfähigkeit zu entwickeln.

Nicht unmöglich – aber höchstwahrscheinlich schwieriger!

In diesem Beitrag möchte ich zwei Aspekte aus meiner Videoreihe zu diesem Thema herausgreifen.

2 Aspekte, was die Trennung deiner Eltern mit deiner Liebesbeziehung heute zu tun haben könnte:

1. Die Trennung der Eltern und deren Umgang damit kann ein Kind in der Entwicklung seiner Identität verunsichern 

Unsere Eltern sind in der Regel in der Kindheit unsere zentralen Autoritäten, von denen wir abhängig sind und an denen wir uns orientieren. 

Stück für Stück entwickelt sich die eigene Identität in einem Wechselspiel von Bindung und Abgrenzung. 

Unsere Identität ist später als erwachsener Mann und als erwachsene Frau wiederum eine wichtige Grundlage für eine gleichwertige Liebesbeziehung, in der dieses Wechselspiel aus Nähe und Distanz fortgesetzt wird. 

Hier geht es im Grunde immer auch um das Thema Grenzen:

  • Wo ist meine Grenze? 
  • Wo hört mein Ich auf, wo fängt dein Du an? 
  • Wo ist unsere Wir-Zone?

Schwierig wird es vor allem dann, wenn diese Grenzen verschwimmen. Daher ist es essentiell, sein Ich und seine Ich-Grenzen zu kennen.

Durch die Trennung der Eltern kann allerdings die gesunde Entwicklung der eigenen Identität beeinträchtigt werden.

Ich möchte dir das anhand zweier Beispiele aufzeigen: 

a) Wenn ein Kind nach der Trennung seiner Eltern ständig hin- und her gerissen wird zwischen ihnen, weil die Eltern gegeneinander arbeiten (offen oder subtil), kann das eine  Kinderseele in einen schweren Loyalitätskonflikt bringen. Ein Kind kann sich nicht für ein Elternteil und gegen das andere entscheiden. Es wird unbewusst versuchen, es beiden Eltern recht zu machen und versuchen sich irgendwie anzupassen – mit sehr individuellen Strategien. 

Kinder sind hier wahre Überlebenskünstler. Dazu brauchen sie notwendigerweise eine starke Außenorientierung, die den Zugang zu den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen erschweren kann.

Aber wie viel Raum bleibt einer Kinderseele zur Entwicklung der eigenen Identität, wenn sie überwiegend damit beschäftigt ist, sich in einem zweigeteilten Außen anzupassen?

b) Wenn ein Kind mit einem Elternteil eine symbiotische Beziehung führt – es also eine intensive Verschmelzung zwischen Vater/Mutter und Kind gibt – wird es Schwierigkeiten haben, seine eigene Identität unabhängig von dem Elternteil, mit dem es stark verbunden ist, zu entwickeln. 

Das fällt in der Kindheitsphase an sich weniger auf, aber spätestens in der Pubertät wird es schwierig werden: Wenn die Grenzen zwischen Mutter/ Vater und Kind verschwimmen, kann es sich für das Jugendliche wie Verrat anfühlen, wenn es den natürlichen Wunsch empfindet, sich abzulösen und seine eigenen Wege zu gehen.  

Dieses Thema ist gerade dann nicht zu unterschätzen, wenn ein Kind nach der Trennung bei einem alleinerziehenden Elternteil aufwächst. Auch hier bitte ich dich, diesen Aspekt nicht als Pauschalaussage misszuverstehen. Ich behaupte keinesfalls dass alle Kinder eines alleinerziehenden Elternteils symbiotisch mit diesem verbunden sind. 

Dennoch ist die Gefahr gerade in einer solchen Konstellation gegeben, so dass es zu dem Dilemma kommen kann, dass das eigene Ich zur Bedrohung für das gewohnte symbiotische Wir werden kann und so die gesunde und notwendige Ablösung zwischen Kind und Eltern erschwert wird, die wiederum eine grundlegende Voraussetzung für eine „gesunde“ Liebesbeziehung mit einem Partner ist.

2.  Durch die Trennung der Eltern können Ängste entstehen, die eine Liebesbeziehung beeinträchtigen bis unmöglich machen 

Wenn ein Kind die Trennung seiner Eltern als schmerzhaften Verlust erlebt, kann es daraus bewusst oder unbewusst die Schlussfolgerung ziehen, dass es ab jetzt mit allen Mitteln zu vermeiden versucht, einen weiteren Verlust zu erleben.

Daraus können sich zwei Ausprägungen von Ängsten entwickeln: 

Verlustangst und Bindungsangst.

a) Die Verlustangst kann sich unterschiedlich äußern (Verlust an eine andere Person, Verlust durch Krankheit/ Tod), in jedem Fall hat sie einen Einfluss auf die Qualität einer Liebesbeziehung.

Die Verlustangst schwebt wie ein Damoklesschwert über der Beziehung und beeinträchtigt auf Dauer die natürliche Lebendigkeit, die sich aus einem Wechselspiel von Nähe und Distanz, von Verbindung und Loslassen speist.

Diese Lebendigkeit kann für eine Seele, die in der Tiefe von Verlustangst gesteuert ist, zur Bedrohung werden. 

Sie kann verschiedene Strategien entwickeln, um vermeintliche Sicherheit zu erreichen: z.b. durch Kontrollzwang oder Eifersucht

Das sind im Grunde Sicherungsmechanismen für die Seele. Das Dilemma dabei ist, dass dies für den Partner auf Dauer sehr unangenehm wird und die Lebendigkeit der Beziehung erstickt. So kann der Teufelskreis entstehen, dass man durch die Verlustangst den Verlust der Beziehung unbewusst selbst herbeiführt.

b) Die Bindungsangst kann meiner Ansicht nach auch eine Form der Verlustangst sein. Eine Strategie, um den Verlust eines geliebten Menschen zu vermeiden, kann sein, dass man einen Menschen erst gar nicht so nah an seine eigene Seele heranlässt. So eine Art innere Schutzwall/ Schutzmauer, der vor Verletzungen von außen schützt. Diese Sicherungsstrategie ist recht effektiv, allerdings ist es hinter der Schutzmauer auf Dauer sehr einsam. Das Bedürfnis nach Verbindung und Zugehörigkeit wird auf diese Weise nicht abgesättigt. So ist die Seele zwar vermeintlich sicher, aber auch sehr einsam.

Zusammenfassung:

Am Beispiel der Themen Identität und Verlustangst habe ich dir gezeigt, dass eine Trennung der Eltern auf eine Kinderseele und deren Beziehungskapital nachhaltige Auswirkungen haben kann.

Jedes dieser beiden Themen an sich ist riesig und ich freue mich schon jetzt darauf, in weiteren Podcastfolgen vertieft darauf einzugehen und mit Experten zu diskutieren.

Die genannten Aspekte sind aus meiner Videoreihe herausgenommen, in der ich auf drei weitere wichtige Aspekte zu diesem Thema eingehe und dir außerdem einen Weg vorstelle, wie du trotz erschwerter Startbedingungen deine Beziehungsfähigkeit stärken kannst, um einen erfüllte Liebesbeziehung im Heute, Hier und Jetzt zu leben.

Wenn du meinen Podcast schon ein länger hörst, dann weißt du:

Es geht mir weder darum, uns erwachsene Trennungskinder als Opfer darzustellen oder gar zu stigmatisieren, noch darum die Fehler unserer Eltern zu suchen und ihnen die Schuld zuzuschieben.

Das Ziel von „Zusammen.Sein“ ist es, dich dafür zu sensibilisieren, dass die Beziehung deiner Eltern und deren äußere oder auch innere Trennung durchaus einen Einfluss auf dein Beziehungskapital haben kann und dich daran zu erinnern, dass du heute als erwachsener Frau und als erwachsener Mann du die großartige Möglichkeit hast, dich liebevoll deiner Kinderseele hinzuwenden und so zu schauen, ob dort durch die erlebte Trennung Verletzungen und Ängste entstanden sind, die dich heute daran hindern deine volle Beziehungsfähigkeit in deiner aktuellen Liebesbeziehung zu entfalten.

Ich möchte dich von ganzem Herzen dazu ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Er ist nicht ganz einfach und kostet Mut, aber er lohnt sich unbedingt, denn du gewinnst darauf zunehmend Eigenverantwortung und Freiheit, damit du endlich Qualität von Beziehung erleben darfst, die du dir wünschst.

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Was ich schon immer einmal sagen wollte