Podcast

#21 - Beziehungsauszeit - wann, wie, wofür

Was tun, wenn man weder zusammenbleiben noch sich trennen kann

In dieser Folge geht es um die Not-Wendigkeit einer Beziehungsauszeit und um die Frage, was man dann tun kann, wenn man weder zusammenbleiben noch sich trennen kann.

Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen, da ich selbst vor einigen Jahren in meiner Beziehung an einem Punkt stand, an dem klar war, dass weder ein Zusammensein wie bisher noch eine definitive Trennung möglich waren.

Damals lernte ich, dass es in einer Beziehung eine Art Zwischenzustand geben kann, der ein unglaublich wertvolles Potenzial in sich trägt: die Auszeit.

In dieser Podcastfolge möchte ich einige meiner Erfahrungen zu diesem Thema mit dir teilen: Du erfährst, was genau ich unter einer Beziehungsauszeit definiere und was das Ziel einer Auszeit ist. Außerdem erhältst du 5 Impulse, wie du eine Beziehungsauszeit so gestalten kannst, dass sie für dich selbst und deine Beziehung gewinnbringend ist und dir nachhaltig mehr Lebens- und Liebesqualität ermöglicht.

Auch wenn du dich momentan nicht in einer Beziehungskrise befindest, bekommst du in dieser Folge wertvolle Impulse, denn Beziehungsauszeiten sind nicht nur in Krisen von Not-Wendigkeit, sondern auch in deinem ganz normalen Beziehungsalltag.

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VIEL FREUDE

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Beziehungsauszeit

Was tun, wenn man weder zusammenbleiben noch sich trennen kann

In unserer Beziehung gab es vor einigen Jahren einen absoluten Tiefpunkt, an dem wir nicht mehr weiterkamen. Unsere Beziehung hatte sich nach drei Jahren, von denen wir die letzten 1 ½ Jahre in einer 1 Zimmer Wohnung zusammengelebt hatten, total verfahren. Ohne es zu merken, hatten wir uns derart symbiotisch verheddert, dass keiner von uns mehr wusste, was zu ihm selbst und was zum anderen gehörte an inneren Themen und Gefühlen. Mein Mann spürte es vor mir – ihm ging es zunehmend schlechter und er zog sich immer mehr aus unserer Beziehung zurück. Er mauerte schließlich so, dass kaum mehr ein Gespräch möglich war und es immer deutlicher wurde, dass unserer Beziehung auf die Weise, wie wir sie bis dahin gelebt hatten, keine Zukunft haben würde. 

In dieser Phase hatte ich keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Ich spürte nur, dass eine Beziehung so nicht möglich war, aber genauso spürte ich auch tief in mir drin, dass wir uns immernoch liebten, aber dass ein Zusammenkommen gerade nicht möglich war.

Ich lernte damals, dass es in einer Beziehung eine Art Zwischenzustand geben kann, den ich damals noch nicht kannte. In meinem Denken hatte es bis dahin nur ein striktes Entweder / Oder gegeben: Entweder man ist zusammen oder man ist getrennt. 

Da beides nicht möglich war, wurden wir beide unabhängig voneinander auf den Gedanken gelenkt, eine Beziehungsauszeit von 3 Monaten einzulegen. 

Für mich war diese Auszeit definitiv eine der intensivsten Phasen meines Lebens. Im Durchleben war sie extrem anstrengend und schmerzhaft – ich hatte keine Ahnung wie sie ausgehen würde.

Im Nachhinein sehe ich sie als unglaublich klärend und wegweisend – die heilenden Prozesse, die jeder für von uns für sich selbst darin durchlief, sind bis heute eine wertvolle und stabile Basis für unsere Beziehung.

Heute sind wir 11 Jahre zusammen – unsere Auszeit liegt inzwischen 7 Jahre zurück, wir sind mittlerweile 4 Jahre verheiratet, haben 2 Kinder und sagen heute beide, dass unsere Beziehung immer schöner und tiefer wird.

Aus meiner Erfahrung heraus will ich dich daher heute ermutigen: Wenn du mit deinem Partner in einer Beziehungskrise steckst, heißt das nicht zwangsläufig, dass das der Anfang von Ende sein muss. Vielleicht ist es an der Zeit, eine Zeitlang voneinander loszulassen und mit dir selbst allein zu sein.  Vielleicht ist es Zeit für eine Auszeit.

Was genau verstehe ich unter einer Auszeit? 

Es ist ein festgelegter Zeitraum, in dem beide Partner möglichst keinen Kontakt zueinander haben. Keiner ist dem anderen Rechenschaft schuldig in dieser Phase – die Beziehung liegt quasi auf Eis. In dieser Zeit wird weder gemeinsam über die Beziehung gesprochen, noch eine definitive Entscheidung getroffen, ob ihr zusammenbleibt oder euch trennt. Diese fällt am Ende der Auszeit. 

Was ist das Ziel der Auszeit?

Gerade wenn man sich in seiner Beziehung verkeilt hat, neigt man sehr schnell dazu, dem anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben – bewusst oder unbewusst. Da entsteht leicht der Eindruck, dass es einem wegen dem anderen schlecht geht und es einem folglich ohne den anderen besser gehen wird. 

Eine Auszeit über einen definierten Zeitraum ermöglicht dir die Erfahrung, dass es dir höchstwahrscheinlich wirklich erst einmal besser geht ohne den anderen. Ziemlich sicher wirst du aber nach einer Weile merken, dass das neue Wohlbefinden nicht anhält, sondern dass deine Themen bleiben. Und dann passiert etwas unglaublich Wertvolles: Du wirst auf dich selbst zurückgeworfen und bekommst die Chance, dich intensiv und ohne Einflüsse von Außen mit dir selbst, mit deinen Mustern und mit deinen Ängsten auseinanderzusetzen. Wenn du jetzt nicht vor dir selbst davonläufst, dich ablenkst oder betäubst, kannst du Stück für Stück tiefer in Beziehung zu dir selbst gehen und deine eigenen Anteile an eurer Beziehungskrise ausfindig machen und heilen.

5 Impulse zur Gestaltung einer Auszeit mitgeben:

1.    Einen zeitlichen Rahmen definieren

Dieser zeitliche Rahmen ist der Schutzrahmen für den Prozess. Ohne ein definiertes Ende lauft ihr Gefahr, dass sich der Zustand des Sich-nicht-Festlegens über lange Zeit hinzieht und irgendwann destruktiv wird für die Beziehung. Irgendwann braucht es eine klare Entscheidung, um entweder wirklich voneinander loszulassen oder gemeinsam in eurer Beziehung auf das nächste Level zu kommen.

Die Länge der Auszeit sollte eurer bisherigen Beziehung angepasst sein: Eine 20jähre Ehe braucht sicherlich eine längere Auszeit, als eine dreijährige Beziehung wie bei uns damals.

2.    Wirkliches Loslassen erfordert Ergebnisoffenheit

In dieser Auszeit lässt du deinen Partner los und zwar komplett. Du weißt nicht, ob ihr am Ende der Auszeit gemeinsam weitergeht oder nicht. Du lässt ihn los, verschließt aber dein Herz ihm gegenüber nicht. Das ist ein Zustand der extrem viel Kraft kostet – glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche! Er erfordert Kraft und Konsequenz. 

3.    Konzentration und Fokussierung

Nütze die Auszeit, um dich komplett auf dich selbst zu konzentrieren und auf deine eigene Seele. Vermeide es, in dieser Zeit, dich abzulenken, sondern lerne hinzuhören, hinzusehen, hinzufühlen. 

4.    Wegbegleiter suchen

Suche dir in dieser besonderen Zeit mindestens einen Menschen deines Vertrauens, der dich begleitet und zwar ergebnisoffen! Du wirst Kraft brauchen in dieser besonderen Phase und es tut gut, jemanden zu haben, mit dem man seinen Gedanken teilen kann, der einen ermutigt, durchzuhalten bis zum Ende der Auszeit und der darauf achtet, dass du weiterhin ergebnisoffen bleibst.

5.    Konsequent bleiben

Halte die Auszeit konsequent durch – auch dann, wenn dein Partner 1 Woche später mit einem Strauß roter Rosen vor der Tür steht und dir eine Liebeserklärung mit Heiratsantrag macht. Die Auszeit ist eine Phase, in der beide Partner möglicherweise immer wieder zwischen Ja und Nein schwanken. Ein Ja oder ein Nein innerhalb der Phase der Auszeit gilt nicht. Die Entscheidung fällt am Ende! Warum? Prozesse brauchen ihre Zeit und können nicht abgekürzt werden. Auch wenn es verlockend ist: Ein vorschnelles Ja, das auf wackeligem Boden steht, ist auf Dauer keine stabile Basis für eine dauerhafte Beziehung. Ein vorschnelles Nein könntest du ebenso nach einer gewissen Zeit bereuen und ob dein Partner, dann noch will, ist fraglich.

Fazit

Ich hoffe, dass ich dir das Thema „Auszeiten in der Beziehung“ näher bringen und deutlich machen konnte, dass es in einer Beziehung durchaus eine Phase zwischen einem klaren Ja und einem klaren Nein füreinander geben kann. 

Solltest du gerade in einer Krise stecken und nicht mehr weiter wissen, möchten wir dich ermutigen, eine Auszeit unter den hier angeführten Bedingungen in Erwägung zu ziehen. Es könnte dir eine vorschnelle Trennung ersparen, bei der du möglicherweise in deiner nächsten Partnerschaft wieder mit den gleichen Themen konfrontiert wirst, weil sie zu dir selbst gehören und du sie von Partnerschaft zu Partnerschaft mitnehmen wirst, wenn du sie nicht für dich klärst. 

Andererseits ermöglicht dir eine Auszeit auch einen Ausweg aus einer Beziehung, in der du unzufrieden vor dich hindümpelst, dir Veränderung wünschst, dir aber auch keine Trennung vorstellen kannst.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass eine Auszeit eine Beziehung, die komplett festgefahren war, auf eine neue, stabile und lebendige Grundlage stellen kann und einen völlig neue Lebens- und Liebesqualität entstehen kann. 

Kommentare
Was ich schon immer einmal sagen wollte