Podcast

#31 - Welche Phasen jede (!) Beziehung durchläuft

...und warum dir dieses Wissen jede Menge Frust erspart.

Die heutige Folge ist definitiv nicht nur für erwachsene Trennungskinder geeignet, sondern für alle Menschen, die sich für die Dynamik einer Beziehung interessieren. Sie enthält wertvolles Basiswissen, das unglaublich erleuchtend und auch erleichternd ist.

Die natürliche Lebendigkeit einer Beziehung entsteht unter anderem dadurch, dass jede – und zwar wirklich jede! – Beziehung verschiedene Phasen durchläuft. Hierzu gibt es verschiedene Modelle, in der 5-8 verschiedene Phasen unterschieden werde.

Ich möchte dir heute ein Modell von 6 Beziehungsphasen vorstellen, das ich sehr eingängig finde. In dieser Podcastfolge erfährst du, was ein Paar in jeder dieser Phasen an Freuden, aber auch an Herausforderung erwartet und welche Möglichkeiten es hat, damit umzugehen. Ich spreche darüber, wie sich die Qualitäten mit fortschreitender Entwicklungsstufe verändern, welche Themen in der jeweiligen Phase im Vordergrund stehen. Außerdem zeige ich dir auf, welche Enttäuschungen vorprogrammiert sind, wenn du eine falsche Erwartung an die jeweilige Phase hast und gehe darauf ein, warum auch eine Trennung je nach Phase, in der sie geschieht, eine völlig unterschiedliche Qualität haben kann.

Ich wünsche mir von Herzen, dass dir diese Podcastfolge hilft, dich mit der natürlichen Lebendigkeit deiner Beziehung zu versöhnen und mit Mut und Zielstrebigkeit das wunderbare Ziel anzuvisieren, das in der 6.Beziehungsphase auf dich wartet.

Viel Inspiration und Freude mit dieser Folge!

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VIEL FREUDE

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Die natürliche Lebendigkeit einer Beziehung entsteht unter anderem dadurch, dass jede (und zwar wirklich jede!) Beziehung verschiedene Phasen durchläuft. Hierzu gibt es verschiedene Modelle, in der 5 – 8 verschiedene Phasen unterschieden werde. 

Ich möchte dir heute ein Modell von 6 Beziehungsphasen vorstellen, das ich sehr eingängig finde.

Die Berliner Paartherapeutin Diana Boettcher spricht von 6 Beziehungsphasen, die alle Paare durchlaufen, wenn auch unterschiedlich lang und unterschiedlich stark. 

1.    Die Phase der Verliebtheit: 

In dieser Phase, die in der Regel 3 bis 18 Monate dauert, führen die Glückshormone Serotonin und Dopamin das Regiment und färben die Sicht auf den Partner in ein herrliches Rosarot. Die Schmetterlinge tanzen in Dauerschleife und alles scheint perfekt zu sein. Es ist die Zeit der großen Gefühle, in der man am liebsten jede freie Minute miteinander verbringen würde und blind dafür ist, dass der andere auch Schwächen haben könnte.

2.    Die Phase der Ernüchterung: 

In dieser Phase ist der rosarote Filter verblasst und man beginnt sich gegenseitig zu sehen, wie man wirklich ist (Vielleicht beginnt man auch hier den Partner zum ersten Mal wirklich zu sehen und ihn nicht nur als Projektionsfläche der eigenen Träume und Sehnsüchte wahrzunehmen). Der hormongesteuerte Höhenflug hat ein Ende und man landet auf dem Boden der Tatsachen und sieht neben der Schokoladenseite zunehmend auch die Schwächen, die Ängste, die Sorgen und die vielleicht unverständlichen Eigenarten des anderen. Hier treten mit großer Wahrscheinlichkeit die ersten Konflikte und Krisen in der Beziehung auf, in denen die Partner herausgefordert sind, aber auch die wichtige Chance erhalten, sich gegenseitig richtig kennenzulernen in allen Facetten. Und dieses Kennenlernen ist wiederum die Voraussetzung für die Entscheidung, ob die Partner akzeptieren, dass beide nicht perfekt sind und gemeinsam weitergehen, oder nicht. In dieser Phase trennen sich viele Paare, obwohl gerade diese Phase eine wesentliche Voraussetzung dafür schafft, dass sich in der weiteren Beziehung Liebe entwickeln kann.

3.    Die Kampfphase: 

Wie geht man jetzt damit um, wenn man die Schwächen, Fehler, Macken und störenden Eigenarten des anderen erkannt hat? Man versucht sie zu beseitigen, indem man damit beginnt, zu versuchen, sie dem Partner abzugewöhnen und den Partner umzuerziehen. Nur dass der Partner das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so toll findet und sich wehrt. Diese Phase ist ziemlich unangenehm für alle Beteiligten, weil hier ein für alle Beteiligten unangenehmer Machtkampf ausbricht. Das ist ziemlich ungemütlich und auch ziemlich aussichtslos, weshalb diese Phase oft von starken Zweifeln geprägt ist: „Passen wir überhaupt zusammen? Macht das Sinn mit uns? Wozu das Ganze?“. Dieses ständige Hinterfragen ist zermürbend und kräftezehrend. Diese von Streit und Zweifeln geprägte Phase ist oft das Ende einer Beziehung. Wozu auch, wenn der andere sich eh nicht ändert? Dann lieber allein sein, dann hab ich wenigstens meine Ruhe…

Wie schafft man es aber über die Schwelle dieser schwierigen Phase in die nächste hinein? Die Schlüsselworte heißen Akzeptanz und Annahme: Ich kann und darf den anderen nicht gegen seinen Willen verändern, genauso wenig, wie er mich. Und ich nehme den anderen so an, wie er jetzt gerade ist mit all seinen Schwächen, Macken, Fehlern, Ansichten, Eigenarten und allem gegen das ich angekämpft habe. Ich verabschiede das Bild davon, wie ich meinen Partner gern hätte und nehme ihn selbst an, so wie er ist. 

Das ist nicht ohne und erfordert einen langen Atem, Kraft, Kompromissbereitschaft und Mut. Aber es lohnt sich, denn mit diesem Schlüssel öffnet  sich die Tür zur nächsten Phase und die wird um einiges angenehmer.

4.    Die Phase der Veränderung: 

In dieser Phase steht das Wir im Fokus. Diana Boettcher bringt es auf den Punkt: „Die Partner haben sich entschlossen, miteinander statt gegeneinander zu kämpfen“. Auf Basis dieses gemeinsamen Ja´s zur Beziehung, kann Ruhe einkehren und Raum entstehen, um zusammen zu schauen, wie dieses gemeinsame Leben aussehen kann. Nach den Grabenkämpfen und der Dauerzweifel der vorherigen Phase geht es jetzt darum, Gemeinsamkeiten zu finden, gemeinsame Werte zu definieren, Vorstellungen und Lebenskonzepte herauszufinden und zu diskutieren. Das wird nicht ohne Konflikte ablaufen, aber diese Auseinandersetzungen sind jetzt konstruktiv und auf die Zukunft ausgerichtet. Die Partnerschaft kann auf diese Weise weiterentwickeln und gemeinsame Ziele definieren und gemeinsam fokussiert weiterlaufen. 

Es kann aber auch sein, dass die Partner in dieser Phase merken, dass die Lebensentwürfe, Werte und Ziele auf Dauer nicht zusammenpassen und sich trennen. Eine Trennung in dieser Phase der Beziehung ist eine reife Trennung, die mit großer Wahrscheinlichkeit in Frieden stattfinden wird. Wenn sich zwei Menschen in dem Bewusstsein trennen, dass sie dauerhaft kein gemeinsames Ziel finden, das für beide erstrebenswert ist, dann ist es für beide besser, sich an dieser Stelle in Frieden und gegenseitiger Akzeptanz loszulassen. Wenn ein Partner dem anderen zuliebe seine Lebensziele komplett aufgibt und mit zum Ziel des anderen läuft, obwohl er das für sich selbst gar nicht erstrebenswert findet, kann das auf Dauer für alle Beteiligten sehr unangenehm und schmerzhaft sein. 

5.    Die Phase der Persönlichkeitsentwicklung als Paar:

Wenn sich ein Paar nach der intensiven Beziehungsarbeit in der 4. Phase entschlossen hat, gemeinsam weiterzugehen, schlägt das Pendel vom Wir wieder zum Ich um. In einer Beziehung geht es nicht nur darum, sich als Paar weiterzuentwickeln und in einem einzigen großen Wir zu verschmelzen, sondern sich auch als eigenständige Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Wenn man dauerhaft gemeinsam unterwegs ist als Paar, braucht es unbedingt auch Freiräume, in denen jeder Raum hat, auf seine eigenen Bedürfnisse einzugehen (Freunde treffen, Hobbies pflegen, Zeit in die eigenen Persönlichkeitsentwicklung investieren, seine beruflichen Visionen verwirklichen, reisen etc…). In dieser 5. Phase ist nun wieder mehr Freiraum für das Ich innerhalb der Beziehung. 

6.    Die Sicherheitsphase: 

In dieser sechsten Phase hat die Liebesbeziehung eine ganz besondere Qualität erlangt: Hier sind beide Partner in tiefer Liebe und unerschütterlichem Vertrauen verbunden, sie begegnen sich mit Respekt und Wertschätzung und dürfen nun gemeinsam die Früchte ernten, die durch die Krisen und Entwicklungen der vergangen Phasen und durch die wiederholte Entscheidung, miteinander weiterzugehen, gewachsen sind. In dieser Phase ist das Ja für einander sicher – weil eine Trennung in dieser Phase überhaupt keinen Sinn macht: Warum sollte man diesen Beziehungsrahmen, der beiden Sicherheit und Freiheit zugleich schenkt und der voller Liebe und Annahme angefüllt ist, verlassen? 

Mir persönlich gefällt der Begriff „Freiheits- und Genussphase“ besser: In dieser Phase darf das Paar gemeinsam ernten und genießen, was es über die Jahre hinweg gesät und gepflegt hat und eine gegenseitige Liebe genießen, die frei von Angst und Zweifeln ist.

Zu dieser Phase fällt mir eine wunderschöne Postkarte ein, die mir vor Jahren begegnet ist: Man sieht darauf einen alten Mann und eine alte Frau Hand in Hand von hinten nackt mit dem Füßen im Meer stehen und gemeinsam in den Horizont schauen. Dabei steht der Satz: „Nothing ist more beautiful than love, that had weathered the storms of life.“ – Es gibt nichts Schöneres als Liebe, die durch die Stürme des Lebens gereift ist.

Gereifte, entspannte Liebe, die nicht mehr kämpft, sondern einfach ist und strahlt und andere ermutigt, dass es sich lohnt, Schritt für Schritt gemeinsam durch die Phasen der Beziehung hindurchzugehen.

Falsche Erwartungen an die jeweilige Phase erzeugen Frust

Ich finde es sehr entlastend, mir bewusst zu machen, dass es völlig normal ist, dass jede Beziehung diese Phasen durchläuft und dass es sich lohnt dranzubleiben, wenn man diese 6. Phase erreichen möchte – und diese Phase muss nicht erst ab 60 oder älter beginnen. 

Wenn du allerdings schon zu Beginn deiner Beziehung den Anspruch hast, dass deine Beziehung dein sicherer Hafen ist, in dem du bedingungslose Liebe und ein tiefes unerschütterliches Vertrauen erlebst, dann wirst du ziemlich sicher sehr schnell scheitern. Nicht, weil es diese Qualität von Beziehung nicht gibt, sondern weil sie sich durch den gemeinsam Weg hindurch durch die verschiedenen Phasen entwickelt. Auf diesem Weg kann es sein, dass eine oder mehre Phasen aufgrund eines einschneidenden Ereignisses noch einmal durchlaufen werden müssen. Aber der gemeinsame Weg zielt hin zu diesem letzten, unglaublich schönen und erstrebenswerten Zustand und bewegt sich stetig nach oben, auch wenn einzelne Wegstücke durch Krisen und Kämpfe ein ganz schönes Auf- und Ab sein können. 

Warum eine Trennung je nach Phase eine unterschiedliche Qualität haben kann

Eine Trennung kann je nach Phase, in der sie erfolgt, eine unterschiedliche Qualität haben. Wenn ein Paar in der 4. Phase merkt, dass es dauerhaft in der Beziehung kein Zukunftsmodell und Ziel findet, das für beide gleichermaßen erstrebenswert ist, kann es von Reife und Größe zeugen, wenn man an dieser Stelle voneinander in Frieden loslässt. Wenn man sich allerdings gleich nach der Verliebtheitsphase trennt, verwehrt man sich die Chance herauszufinden, ob sich aus der Verliebtheit Liebe entwickeln kann. Es ist gut verständlich, dass viele Paare auch in der anstrengenden zweiten oder dritten Phase aufgeben, weil sie schlichtweg keine Kraft oder keinen Nerv mehr haben.

Wie deine eigene Persönlichkeitsentwicklung mit den Beziehungsphasen zusammenhängen

Je schneller wir aber in den anstrengenden Phasen den Zeigefinger von unserem Partner wegnehmen und aufhören ihn als Feind zu sehen und für alles verantwortlich zu machen, sondern statt dessen uns selbst kennenlernen und unsere eigenen Baustellen angehen, desto schneller kann man auf die nächste, angenehmere Stufe kommen, in der man sich gegenseitig als gleichwertig in seinem Sein akzeptiert und zusammen überprüfen kann, ob man sich ein gemeinsames Leben dauerhaft vorstellen kann. 

Auch unter diesem Gesichtspunkt lohnt sich dein Invest in deine eigene Persönlichkeitsentwicklung auf jeden Fall. Und wenn du im Moment Single bist, dann ganz genauso, denn du legst hier durch deine eigene Heilung und Entwicklung einen wertvollen Grundstein für deine spätere Beziehung.

Mein Fazit

Wo auch immer du gerade stehst, ich wünsche dir von Herzen, dass diese Impulse dir helfen, dich mit der natürlichen Lebendigkeit einer Beziehung zu versöhnen. Du kannst gewiss sein: Es geht allen so. Kein Paar springt direkt von Phase 1 in Phase 6. Durch deinen eigenen Heilungs- und Entwicklungsprozess kannst du allerdings sehr wohl Einfluss darauf nehmen, wie lange, die jeweiligen Phasen dauern und dir so manchen kräftezehrenden und aussichtslosen Grabenkampf mit deinem Partner ersparen. Wenn das mal nicht eine (weitere) gute Motivation dafür ist, an deinem persönlichen Heilungs- und Entwicklungsprozess dranzubleiben!

Kommentare
Was ich schon immer einmal sagen wollte